hr-iNFO Büchercheck: Lust auf Dich von Fabio Volo

Fabio Volo heißt eigentlich nicht Volo, sondern Bonetti. Er ist 42 und stammt aus der Lombardei. In Italien ist er so eine Art medialer Tausendsassa. Er moderiert im Radio und im Fernsehen, er schauspielert und er schreibt Romane. Und die sind in seiner Heimat erfolgreich. Mehr als 5 Millionen Bücher von ihm wurden schon verkauft. Der jetzt auf Deutsch erschienene Roman „Lust auf dich“ ist aus dem Jahr 2011. hr-iNFO Bücherchecker Frank Statzner hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Elena ist eine junge Frau, die sich in ihrem Leben festgefahren hat. Sie hat Erfolg in ihrem Job, aber der gibt ihr keinen Kick mehr. Sie ist verheiratet mit Paolo, die beiden leben in einer Eigentumswohnung in Mailand, aber sie leben wie Bruder und Schwester nebeneinander her. Ein Leben ohne Leidenschaft und Lust. Das ändert sich, als sie bei einem Geschäftstermin einen Mann kennenlernt, der sich erkennbar für sie interessiert. Die Neugier, die Lust auf Neues ist geweckt, auch die körperliche Lust. Sie verfällt diesem Mann. Er bedient sie erotisch durchaus einfallsreich aber gleichzeitig hält dieser Mann sie auch auf Distanz. Irgendwann ist die Sache aus, weil die Erwartungen und Wünsche der beiden nicht mehr zusammen passen, weil das Misstrauen wie Gift in diese Beziehung tröpfelt. Dennoch ist der Stein ins Rollen gekommen. Elena und Paolo trennen sich. Und Elena lernt einen neuen Mann kennen.

Wie ist es geschrieben?
Fabio Volo redet nicht viel um den heißen Brei herum. Er kommt direkt zur Sache, nicht nur beim Sex, auch bei den Kopfgeschichten. Schnörkellos, unmittelbar. So ist der Roman schon angelegt. Elena erzählt ihre Geschichte zum einen als Ich-Erzählerin, zum anderen als Tagebuchautorin. Dichter können wir als Leser kaum an eine Figur rankommen. Wir können mitfühlen, mitdenken, hadern und ausflippen. Und auch seine Sprache ist ganz klar. Sie wirkt auf frische Weise unliterarisch, eher wie gesprochene Sprache. Und dennoch ist dieser Roman nicht flach.

„Unsere Beziehung basiert nicht auf dem Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden, sondern darauf, den einen im Selbstbetrug des andern zu stützen. Vielleicht hätte ein leichtes Gefühl der Unsicherheit, des möglichen Scheitern uns beleben können, aber dass das Leben nicht planbar ist, haben wir nie kapieren wollen. Plötzlich aber habe ich aufgehört, so zu tun, als wäre ich immun gegen alles, und dem Leben die Tür geöffnet: Das ist mein wahrer Verrat an Paolo.“

Wie gefällt es?
Das ist ein Buch zu einem ernsten Thema, aber es ist leichtfüßig geschrieben. Und es ist ein Buch, das bei aller Tristesse einer scheiternden Beziehung positiv bleibt. Es macht nämlich deutlich, dass im Scheitern Chancen liegen, Neuanfänge. Dass das, was kommen kann, vielleicht  besser sein wird, als das, was war.  Ein interessanter Stoff, mitfühlend und spritzig erzählt: für mich die ideale Sommerlektüre. Nicht nur im Italienurlaub.